Im August 1949 begann die Produktion von Acetylen am Herrenacker 1 in Rastatt-Niederbühl durch die Vermengung von Calciumcarbid und Wasser. Der Standort wurde aufgrund seiner Nähe zum Sauerstoffwerk der basi gewählt und bildete mit diesem eine logistische Einheit. Erst später wurde die heutige Bundesautobahn 5 gebaut und zerschnitt die Verbindung zwischen den beiden Werken.
Acetylen = Ethin
Acetylen, chemisch korrekt „Ethin“, wurde zu dieser Zeit in großen Mengen als Brenngas und Rohstoff gebraucht, für den es noch kaum Alternativen gab. Die Produktion und Abfüllung von Acetylen in Flaschen galt als Fortschritt und war ein Gewinn für Wirtschaftlichkeit und Sicherheit. Acetylen war in Karbidlampen und Entwicklern zwar allgegenwärtig, die Vermengung von Calciumcarbid und Wasser vor Ort jedoch stets mit erweiterten Risiken verbunden. Diese Risiken konnten durch eine Verwendung in fertigen Flaschen reduziert werden.
Heute findet fast keine Acetylenentwicklung im nichtindustriellen Kontext mehr statt. Die Verwendung als Brenngas und Rohstoff ist jedoch in geringerem Umfang erhalten geblieben. Schweißanwendungen und chemische Produktion bilden auch heute noch den Grundbedarf für Acetylen in Deutschland.
Doch auch ein sinkender Bedarf bedingte keinen Stillstand bei der Entwicklung des Werks. Zunächst wurde die Effizienz durch Auswahl der Rohstoffe und Anpassung der Produktionsplanung schrittweise verbessert. Danach wurde die Kapazität für die zehnjährige Flaschenprüfung ausgebaut – für Kunden mit prüffälligen Flaschen ein entscheidender Vorteil, da nicht zwei Standorte angefahren werden müssen. Seit 2022 erfolgt die Prüfungsabnahme mit eigenem Prüfdienst selbst, was zur Flexibiltät beiträgt. Dabei wird das Restgas prüffälliger Flaschen vollständig in den Produktionslauf wiederaufgenommen um Emissionen zu vemeiden. Im nächsten Schritt des Umweltmanagements soll der Energiebedarf durch Eigenerzeugung gedeckt werden.
Acetylen = Handarbeit
Die entscheidende Rolle für die Entwicklung spielen jedoch nach wie vor die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Die Abfüllung von Acetylen ist Handarbeit. Prozessbedingt wird jede Acetylenflasche einzeln an den Füllstrang gekoppelt und überwacht. Dabei ist Erfahrung und Aufmerksamkeit gefragt. Eine Verdrängung dieser Fähigkeiten durch Automatisierung ist nicht in Sicht und wegen der Sicherheitsrelevanz der Prozesse auch nicht erstrebenswert. 20 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gewährleisten aktuell die sichere und termingerechte Produktion.
So schwenkt das Acetylenwerk in guter Ausgangssituation in sein viertes Vierteljahrhundert ein. In der Firmengeschichte bildet es damit eine Konstante. Gegründet in ganz anderen Zeiten, blieb der Erfolg nie aus. Wir stoßen an auf die nächsten 25 Jahre!